Vorlesen neu denken - Märchenhafter Lesespaß (Foto: privat)(bro) (ju) Am 6. Dezember wurde das erste Mal das Märchen-Lesefest an der Realschule Eberbach gefeiert.
Am Anfang des Schuljahres war sich die Deutsch - Fachschaftskonferenz einig, dass der Vorlesewettbewerb, in seiner bisherigen Form, nicht mehr für die RSE zeitgemäß sei. Der Wettbewerbsgedanke sollte nicht mehr im Fokus stehen, denn Lesen soll allen Kindern Freude bereiten und nicht nur einer kleinen auserwählten Gruppe. Das Lesekonzept, der Realschule Eberbach sieht nämlich vor, dass Lesen mehr ist, als nur Informationen aus Texten zu entnehmen oder „schön“ vorlesen zu können. Für die Schule ist es wichtig, dass alle Schüler/innen an diesem Konzept partizipieren können. Es ist für die RSE eine Herzensangelegenheit, dass die starken als auch die schwächeren Schüler gemeinsam mit- und voneinander lernen. Lesen stellt die Möglichkeit an kultureller Teilhabe dar, und Lesekompetenz ist ein zentraler Schlüssel für schulischen Erfolg. Die Fachschaft suchte nach einem Thema, mit dem sich alle Kinder identifizieren können: Märchen.
Unter der Leitung der Deutschfachschaftsvorsitzenden und einem Lehramtsanwärter entstand ein buntes Workshop-Programm für das Märchen-Lesefest der fünften und sechsten Klassen. Ungefähr 120 Schülerinnen und Schüler konnten an sechs unterschiedlichen Programmpunkten teilhaben bzw. gestalteten diese vorab selbst.
Die Fünftklässler lernten im Unterricht Märchen in Gruppen auswendig Dabei wurden sie von ISP-Studenten sowie Prof. Dr. Lösener (Professor für deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik) unterstützt. Seit vielen Jahren pflegt die RSE eine enge Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und arbeitet sehr erfolgreich mit dieser zusammen. Am Lesefest erzählten die Kleinen dann den anderen Schülern diese Märchen.
Wochenlang wurden in den sechsten Klassen Märchen selbst geschrieben, überarbeitet, revidiert, vorgelesen und schließlich in einem eigenen Märchenbuch aller sechsten Klassen veröffentlicht und gedruckt. Am Märchen-Lesefest lagen die Bücher aus, und die Schüler/innen konnten darin schmökern. Die Kinder waren unglaublich stolz auf ihr Buch und präsentierten es den interessierten Eltern. Jeweils zwei selbstverfasste Märchen aus jeder sechsten Klasse wurde als Schattentheater gespielt bzw. vorgelesen. Große und kleine Leserollen beim Schattentheater ermöglichten es allen Sechstklässlern, sich an diesem Tag zu beteiligen.
Die Lehrer/innen fungierten als Lesevorbild, indem sie ihr Lieblingsmärchen präsentierten und die Schüler andächtig dabei lauschten. Die Schülerinnen und Schüler lasen auch internationale Märchen und erzählten diese den Zehntklässlern, die an diesem Tag den Kleinen als Paten zur Seite standen. Sie malten Bilder zu dem jeweiligen Märchen, das sie gelesen hatten, und diese Kunstwerke wurden daraufhin im Schulgebäude ausgestellt.
Um den Kindern zu zeigen, dass Lesen an der RSE einen ganz hohen Stellenwert hat, waren auch die Eltern eingeladen. Einige Eltern lasen in ihrer jeweiligen Heimatsprache ein Märchen vor und ihr Kind die deutsche Fassung. Somit wurde den Schülern bewusst, dass es zwar Unterschiede zwischen den Kulturen gibt, aber Märchen ein gemeinsamer Nenner sind. In diesem Zusammenhang entstand auch das Buffet im Märchencafé, für das die Eltern Speisen aus ihren Herkunftsländern spendeten.
Dadurch, dass die verschiedenen Workshops in unterschiedlichen Klassenzimmern stattfanden, nahm dies vielen Schülern die Angst vor einer riesigen Gruppe sprechen oder lesen zu müssen. Die Kinder fanden es toll, die Produkte der anderen Kindern lesen und sehen zu dürfen und hatten Freude am Schauspiel.
Der erste Versuch „Vorlesen neu zu denken“ kann als Erfolg für alle Beteiligte verbucht werden, denn es war rundum ein gelungener Vormittag, der die Lesefreude für alle in den Mittelpunkt gestellt hat.
10.12.19
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